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Küstenort Fukushima: Die unbequeme Realität, mit unabsehbaren Folgen

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Die Radioaktivität durch die Reaktorkatastrophe in Japan hat nun offiziell die höchste Gefahrenstufe 7 erreicht. Das bedeutet auch höchste Gefahr für Mensch und Umwelt in Japan. Der Küstenbereich im Nordosten Japans ist deutlich kontaminiert - radioaktive Stoffe sind in den Pazifik gelangt, die vom Plankton aufgenommen und am Ende in der Nahrungskette wieder zu finden sind. Wird der Pazifik weiterhin mit radioaktiven Substanzen angereichert, hat das enorme Auswirkungen auf die Weltmeere.

Es ist eine "absolute Katastrophe, mit einem Ausmaß unbekannter Größe“, meint Greenpeace-Biologe Dirk Zimmermann gegenüber der Deutschen Welle. Die Langzeitfolgen sind derzeit noch nicht abschätzbar! Das klingt beunruhigend und ist es auch.

100.000 Tonnen von radioaktivem Abfall lagern bereits in den Ozeanen. Hinzu kommt die aktuelle radioaktive Verseuchung im Pazifik, was die Situation der ohnehin bedrohten Fischbestände – unter anderem durch Überfischung - weltweit verschlechtern wird.

Fische und Nahrungsressourcen sind in Gefahr!

(Exkurs mit Dr. Rainer Froese / IFM-Geomar: Der Mensch nutzt zwischen 4000-5000 Arten für die Ernährung und "isst mehr Fischarten als alle anderen genutzten Arten (Hühner, Schweine, Rinder, Getreide, Obst, Gemüse,...) zusammengenommen".

Leider gibt es eine weitere unbequeme Realität: die Meeresfauna vor den japanische Küsten war möglicherweise bereits vor der Reaktorkatastrophe zerstört, so die Experten. Durch den Tsunami sind enorme Mengen mit Umweltgiften verschmutztes Wasser in das Meer geflossen und beschädigte die Fischbestände im Norden Japans. Der nachfolgende Cocktail, angereichert mit radioaktiven Substanzen, dürfte, lt. VTI-Experten Michael Welling, sein übriges getan haben, um die Fischbestände vor den japanischen Küsten endgültig zu zerstören. Der WWF-Meeresexperte Stephan Lutter meint gemäßigt, dass die Lebensspanne der meisten Meerestiere zu kurz sei, dass radioaktive Strahlen die Bestände langfristig schädigen. Jedoch ist die Gefahr für die Meeressäugetiere oder langlebige Fische vergleichbar genau so groß wie für uns Menschen.

Fischware: Die küstennahen Fischereien im Umkreis von Fukushima produzieren hauptsächlich für den lokalen Markt, außerdem dürfte der Fischfang dort auf unabsehbare Zeit so gut wie ausgeschlossen sein. Die übrige gefangene Fischware aus dem Pazifik wird - angeblich - gleich vor Ort auf Radioaktivität überprüft. Noch gibt es keine strahlende Fischfracht aus Japan, lt. den europäischen Behörden. Wie lange noch? Es besteht Gefahr, dass von Seiten der Europäischen Kommission die Toleranzwerte für radioaktive Produkte erhöht, die Grenzwerte für Lebensmittel oder Fischware aus Japan abgeschwächt werden und damit der Sicherheitsstandard gesenkt wird. Die EU hat jetzt angekündigt, dass vorübergehend strengere Grenzwerte für japanische Importe gelten sollen. Was ist mit Fischprodukten aus der Beringsee? Durch Winde und Meeresströmungen können Radionuklide mittel- und langfristig bis in die Beringsee gelangen.

Wir beziehen einen sehr großen Teil unserer Fischimporte aus der Beringsee – sie ist eine  wichtige europäische Fischnahrungsquelle.

Deutschland bezieht im Jahr ca. 60.000 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte aus Japan – der gesamte deutsche Import beträgt ca. 900.000 Tonnen jährlich. Japan selbst exportiert jährlich Fischprodukte im Wert von ca. 3 Milliarden EUR.

Wir fordern, dass der Fisch in Zukunft getestet und zertifiziert wird, bevor er über die Verkaufsregale auf unsere Teller gelangt. Von der Europäischen Kommission und Deutschen Regierung wünschen wir uns mehr Transparenz in Bezug auf die gesamte Nahrungskette! Wer möchte z.B. Fleisch von Tieren essen, die mit kontaminierten Fischmehl gefüttert wurden.

Den Medienberichten zufolge, muss der Konsument bis Juni 2011 keine Bedenken haben, da die Meeresprodukte, die jetzt in den Kühlregalen angeboten werden, noch aus dem Fischfang vor der Katastrophe stammen.

Die Redaktion "fischgruende.de" wird Sie weiterhin informieren, Erkenntnisse zusammen tragen und für Sie auf den Punkt bringen.

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