Fisch - beliebt, aber bedroht

Fisch - beliebt, aber bedroht
© Schadwinkel / Greenpeace [M]

 

Liebe Umweltschützerin, lieber Umweltschützer,

Sie essen gerne ab und an Fisch, aber sind sich unsicher, ob Sie Makrele, Sardelle und Co. noch guten Gewissens kaufen dürfen? Tatsächlich sind über ein Drittel der Speisefischbestände weltweit überfischt bzw. erschöpft, so die Schätzung der Welternährungsorganisation FAO. Wir empfehlen: Betrachten Sie Fisch als Delikatesse – und treffen Sie die richtige Wahl. Die neue Auflage unseres Fischratgebers hilft Ihnen dabei. Als kleines Faltblatt fürs Portemonnaie oder als Smartphone-Version bewertet er über hundert Arten hinsichtlich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit - aufgeteilt in etwa 500 Wildfischereien und nach Herkunft der Aquakulturen. Ein Tipp: Karpfen und Afrikanischen Wels können Sie noch ohne Bedenken verzehren.

 

Supertrawler-Netze
(c) Greenpeace

Doch nicht nur wir als Verbraucher sind gefragt - es muss auch klare politische Regeln und behördliche Kontrollen in der europäischen Industriefischerei geben. Gerade hat das ZDF-Politmagazin Frontal 21 einen Beitrag ausgestrahlt, der aufdeckt, wie auf einem deutschen Hochseeschiff regelmäßig im großen Stil Speisefisch weggeworfen wird.

Sollten die dem Bericht zugrunde liegenden Informationen stimmen, hat die Crew des deutschen Fabrikschiffes „Jan Maria“ mehr als 1,6 Millionen Kilogramm essbaren(!) Hering wieder über Bord gekippt - aus reiner Profitgier. Man wollte an Bord Platz schaffen für größere Fische, die sich besser verkaufen lassen. Besonders pikant ist, dass die Herings-Hochseefischerei der „Jan Maria“ bereits vor Jahren ein Nachhaltigkeitssiegel des Marine Stewardship Council (MSC) erhalten hat – Ihnen ist dieses blaue Verbrauchersiegel vielleicht schon beim Einkauf auf Fischverpackungen aufgefallen. Nimmt man die Anschuldigungen ernst, spräche alles dafür, der verantwortlichen Reederei dieses Siegel sofort zu entziehen. Mit Nachhaltigkeit hat diese Art der Fischerei nichts zu tun.

Die Chance, dass solch eine Verschwendung von Fisch bald der Vergangenheit angehört, bietet sich jetzt: In Brüssel wird erstmalig seit zehn Jahren die Gemeinsame Europäische Fischereipolitik überarbeitet. Das EU-Parlament hat bereits einen guten Reformvorschlag eingebracht – davon haben wir Ihnen im letzten Newsletter berichtet. Die endgültige Entscheidung über die neuen EU-Fischereiregeln wird Mitte des Jahres erwartet.

Wir haben deshalb Anfang dieser Woche in Rumänien eine Schiffstour gestartet. Zusammen mit handwerklichen Kleinfischern werden wir uns bei Politikern, Industrie und Medien in neun europäischen Ländern für eine nachhaltige Fischerei einsetzen. Während der Tour sammeln unsere Aktivisten in den Häfen Unterstützerstimmen in Form von unterschriebenen Papierschiffen. Unser Schiff, die Arctic Sunrise, läuft dieses Mal keinen deutschen Hafen an, Sie können aber auch online mitmachen:

Folgen Sie der Arctic Sunrise auf ihrer Europa-Tour!
Folgen Sie der Arctic Sunrise auf ihrer Europa-Tour!

 

Die Petition übergibt Greenpeace im Anschluss in Brüssel. Damit fordern wir, die EU-Fischereiflotte gesund zu schrumpfen und die schonende, kleingewerbliche Fischerei zu fördern.

Herzliche Grüße

Dr. Iris Menn
Meeresbiologin



PS: Zusammengefasst – was können Sie selbst für den Meeresschutz tun? Konsumieren Sie bewusst nachhaltig gefangenen Fisch, berichten Sie Ihren Freunden vom Herings-Skandal und nehmen Sie teil an unserer Online-Petition für eine nachhaltige Fischerei in Europa.

 

© Text- und Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Dr. Iris Menn / Greenpeace

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